Im Supermarkt und in den Straßen sind immer mehr Menschen mit Nasen-Mund-Maske zu sehen. Wir alle wissen über die Notwendigkeit Bescheid und sind so vernünftig, sie zu tragen. Doch nur weil etwas notwendig ist, muss es noch lange nicht gut sein. So wie Medikamente, haben auch Masken ihre Nebenwirkungen.
„Bewahrt euch ein zuversichtliches Lächeln“, hab ich wo gelesen. Ja eh, nur – man sieht es nicht, das Lächeln. Wenn ich die Kassierin im Supermarkt oder den Verkäufer in der Bäckerei anlächle, es verpufft in der Maske. Auch das Lächeln im Vorbeigehen funktioniert nicht mehr. Vor allem die kurzen, alltäglichen Kontakte leiden unter der Reduzierung der Mimik auf die Augenpartie.
Die vielen teils unbewussten Informationen, die wir von einer Gesgprächspartner*in durch die Mimik bekommen, gibt es nur noch zu Hause. Ein Burka-Effekt. Das ganze Gesicht mit vollem Ausdruck und Emotionalität sehen nur die engsten Familienmitglieder. Emotionaler Ausdruck stellt Nähe her. Personen im öffentlichen Raum begegnet man distanziert maskiert. Ohne sichtbar eine Mine zu verziehen.
So könnte Corona einen jahrelangen Prozess der sozialen Entbettung und Entsolidarisierung der Gesellschaft vollenden, indem es in die Mikrointeraktion eingreift und Einzelpersonen in ihren Begegnungen entemotionalisiert. Wird uns die Einübung maskierter Kommunikation gefühlloser gegenüber anderen Menschen machen? Gegenüber dem Fremden?
Stephan