Ein Beitrag von Lorenz Burgstaller
In einer Krise wie wir sie derzeit erleben wird das gesamte öffentliche Leben mit Ausnahme der systemrelevanten Bereiche auf ein Mindestmaß zurückgefahren. Krankenhäuser, Supermärkte, Arztpraxen, all das bleibt offen. Macht ja auch absolut Sinn. Alles andere wird auf Homeoffice verlagert oder gleich ganz geschlossen (Wirklich alles? Naja, außer den Skiliften vielleicht, die anscheinend auch systemrelevant sind). Erwachsene Menschen trifft es dabei sehr unterschiedlich, je nach Arbeitsbereich und sozialer Einbettung. Manche stehen am Existenzminimum, andere lernen auch die Vorzüge von flexibel gestalteten Heimarbeitszeiten kennen. Doch wird bei der ganzen Debatte nicht auf die vielleicht verletzlichste und was unsere Zukunft betrifft wichtigste Bevölkerungsgruppe vergessen? Die Schulen öffnen bald wieder, nein doch erst am 25. Jänner, nein doch erst im Februar. Wie lange soll das noch so weiter gehen?
Kinder und Jugendliche machen jeden Tag eine riesige Entwicklung durch. Sollten sie jedenfalls, aber dafür braucht es neue Eindrücke, und zwar nicht jene von Videospielen oder Netflix-Serien. Es braucht realen Kontakt zu Gleichaltrigen, ein unterstützendes Lernumfeld und möglichst viel Bewegung. Wird dieser Zugang verwehrt, entsteht langfristig ein enormer Schaden für die betroffenen Kinder und Jugendlichen wie auch für die gesamte Gesellschaft.
Es scheint logisch, dass es in diesen Zeiten nicht möglich ist, 25 Kinder in einem Klassenraum zu unterrichten. Doch hierin könnte auch eine Chance liegen, denn 25 Kinder für eine einzige Lehrperson waren auch schon vor den Zeiten von Corona viel zu viel. Also könnte man diese Krise auch nutzen, um Unterricht neu zu denken und zu gestalten. Was die finanzielle Frage anbelangt, sollte man sich stark überlegen, ob die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen der passende Ort für finanzielle Zurückhaltung darstellt. Entwicklung lässt sich kurzfristig nicht in BIP messen und vielleicht wird gerade deshalb in der derzeitigen Situation oft vergessen, wie schwerwiegende Folgen es für Kinder und Jugendliche hat, so lange Zeit auf ein digitales Leben beschränkt zu sein.
Coronataugliche Konzepte, um Präsenzunterricht in Kleingruppen zu ermöglichen, sollten höchste Priorität haben, um den langfristigen Schaden zu minimieren. Denn eines ist klar: Den Schulstart einfach jedes Mal aufs Neue zu verschieben stellt sicher kein durchdachtes Konzept zum Wohl von Kindern und Jugendlichen dar.
Ein Gedanke zu „Ist unsere Zukunft systemrelevant?“