Gierschlund Börse

Weder Göttliches
noch Naturgesetz


Alle starren wir auf die wildwuchernden Preisentwicklungen am Energiesektor und sorgen uns über die nächste Rechnung und den kommenden Winter. Sprünge von 700€ auf 1000€ von 150€ auf 1000€ – so etwas sei noch nie dagewesen. Unternehmen und Verbraucher:innen suchen Strategien, damit umzugehen. Von Information bis zum Klagen und Beschuldigen findet man im Netz alles, sogar Tipps, in welche Aktien man jetzt investieren sollte, weil diese von der fulminanten Berg und Talfahrt profitieren.

Kommt noch die jüngste Affäre von Wien Energie dazu, die man noch so logisch erklären kann, für die einfache Bürger:in bleibt es unverständlich. Egal weches Unternehmen wie viele Milliarden Kredit bekommt, welches Unternehmen wie viele Milliarden Übergewinn macht – letztendlich zahlen die Verbraucher:innen. Ab morgen 97% mehr. Und übermorgen?

Was man im Netz und auch in den Medien allerdings nicht findet: Kritik am Börsensystem so wie es derzeit bespielt wird. Es wird immer nur auf die Börsendynamik reagiert, diese selbst aber nie in Zweifel gezogen. Man tut so als ob es sich um unabänderliche Naturgesetze handle oder andersherum etwas von Gott Geschaffenes. Das gehört zum System. Worüber man nicht spricht, nicht sprechen darf und kann, darüber lässt sich auch nicht nachdenken, nicht reflektieren oder kritisieren.

Die Idee von Gestaltbarkeit oder Veränderung kommt nicht mal in die Nähe des Denkbaren. Es bleibt außerhalb der Wahrnehmungssphäre. Versucht man seinen Blick dorthin zu richten, sieht man – nichts. So sei es. Genau das will die Neoliberale Totalität. Ihre Grundannahmen dürfen nicht hinterfragt und daher am besten gar nicht als solche wahrgenommen werden.

Und wir – wir starren fassungslos auf unsere Stromrechnung und verstehen die Welt nicht mehr.

Ein Gedanke zu „Gierschlund Börse

  1. Lieber Stephan! Was du schreibst überlege ich seit Jahren wieder und wieder! Der Neue Bericht des Club of Rome ist dazu nach meinem Gefühl eine Grundlage für die endlich zu führende Debatte über „Reichtum“ und damit ein Anfang, darüber zu reden, was nicht offenbar werden soll und kollektiv verdrängt wird.

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