Corona und Nähe?

Je länger es dauert, umso schwerwiegender können die psychischen Folgen sein. Wer vorher schon mit Ängsten zu kämpfen hatte, inneren oder äußeren Bedrohungen, wird es noch schwerer haben, damit umzugehen. Menschen in Single-Haushalten erscheinen die Maßnahmen wie eine Isolierhaft, die Beschwörung der Gefahr, wie wir sie von Politik und Medien ständig hören, sät Misstrauen zwischen den Menschen. Hat der andere das Virus? Kann er mich gefährden? Der propagandamäßig verbreitete Slogan ‚Halten Sie Abstand‘ ist epidemiologisch richtig und menschlich desaströs.

Maßnahmen, die zur Bekämpfung der Pandemie richtig sein mögen, haben auch Nebenwirkungen. Wie Medikamente, die das Symptom bekämpfen, aber in anderen Bereichen des Organismus Schäden verursachen. Nimmt man es zu lange ein, können diese auch dauerhaft sein. Ähnliches gilt für psychosoziale Folgeschäden der Pandemie/Maßnahmen.

Wenn wir zu lange Kontakte einschränken, Abstand halten, Berührung und Nähe vermeiden, mit der Begründung, der andere sei eine Gefahr, er könnte mich anstecken und damit mich und andere bis hin zur Todesfolge gefährden, dann werden wir, bei genügender Dauer, ’social distancing‘ verinnerlichen. Und das – ist eine ideale Voraussetzung für Feindbildpolitik wie sie schon vor Corona zur Genüge betrieben wurde.

Wir sind Sozialwesen und brauchen den Kontakt, die Zuwendung, die Nähe, die Haut zu Haut Berührung. Egal wie es weitergeht, müssen wir einen Weg finden, Kontakt und vertrauensvolle Nähe zu ermöglichen, ohne ein zu großes Risiko der Verbreitung einzugehen. Keine Quadratur des Kreises, doch ein genaues und sorgsames Abwägen der Maßnahmen, mit Blick auf eine sinvolle Verhältnismäßigkeit.

Stephan

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