Beitrag eines Freundes
Wieder drei rosa Kaninchen.
Symbolisch in Wien, Zinnergasse 29A, zurückgelassen.
In Form von Tränen und Nicht-Verstehen. In Form von ungläubigem Staunen einer österreichischen Schulklasse, was hier ihrer Mitschülerin zugefügt wird. Zerrissene Kaninchen, zerrissen durch Unterschriften oder gleichgültiges Zuschauen von Innenminister, Bundeskanzler u.a. Funktionsinhabern. Zerrissene Kaninchen, zerfetzt durch zynische Sprüche von vermummten Polizisten mit scharfen Hunden.
Wieder hatten wir einen Jahreswechsel (der untenstehende Text von Lena ist über ein Jahr alt). Wieder haben „Verantwortliche“ nicht verantwortlich gehandelt.
Ein Jahr des coronabedingten Lernens, dass das Miteinander wichtiger ist als Wachstumsideologie und Nationalismus, wurde nicht genutzt.
Halten wir trotzdem fest an unseren Hoffnungen.
„Es bleibt nur der Wunsch, dass die Hoffnung, die einem Jahreswechsel innewohnt, weiterlebt. Dass die Menschheit in naher Zukunft lernt, dass das Wachstum der Wirtschaft weit weniger wichtig ist, als das Wachstum von Menschlichkeit, Empathie und Verständnis.“
Hier der ganze Beitrag von Lena Burgstaller vom 2. Jänner 2020:
Am Beginn eines neuen Jahrzehnts, einem Moment voller Hoffnung, macht einen der Film „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ schon sehr nachdenklich bezüglich seiner Aktualität.
Ein Kind, das schon in jungen Jahren mehrmals fliehen muss, das sich immer wieder fremd fühlt, die Sprache und die Sitten nicht versteht, immer wieder Abschied nehmen und neue Freunde finden muss. Ein Kind, das schon sehr früh und ganz plötzlich erwachsen werden muss. Und dies alles ohne sein wichtigstes Plüschtier, das rosa Kaninchen.
Auch wenn der Film im Jahr 1933 spielt, kommt man nicht umhin, an die aktuelle Flüchtlingssituation zu denken. Knapp hundert Jahre später sind nach wie vor unendlich viele Kinder auf der Flucht und müssen die Erfahrung machen, fremd zu sein, nicht hineinzupassen. Wie viele Plüschtiere mussten zurückgelassen werden? Wie viele Teddybären, Hunde und rosa Kaninchen liegen verwaist im Kriegsgebiet? Irgendwo da draußen gibt es abertausend rosa Kaninchen, die vergeblich auf die Rückkehr der Kinder warten und Kinder, die jetzt ohne ihr geliebtes Plüschtier einen Platz in einer fremden Gesellschaft finden müssen.
So unscheinbar ein zurückgelassenes Stoffkaninchen sein mag, ist es doch ein Symbol für ein zerrissenes Leben. Ein Leben, in dem man nirgendwo zuhause ist und vielem Adieu sagen musste.
Es bleibt nur der Wunsch, dass die Hoffnung, die einem Jahreswechsel innewohnt, weiterlebt. Dass die Menschheit in naher Zukunft lernt, dass das Wachstum der Wirtschaft weit weniger wichtig ist, als das Wachstum von Menschlichkeit, Empathie und Verständnis.
Lena Burgstaller
Ein Gedanke zu „Abertausend rosa Kaninchen – und kein Ende?“