Ein Beitrag von Lena Burgstaller
In der letzten Zeit weiß man als Mensch mit Gewissen gar nicht, wohin man zuerst schauen soll, für welche Kinder man sich zuerst einsetzen soll. Überall Kinder, die zwar auf andere, aber auf ihre Art und Weise, leiden.
Da sind natürlich nach wie vor die vielen Kinder in Moria, die bei Wind und eisigen Temperaturen im Wasser stehen. Denen zwar Hilfe vor Ort angeboten wird, aber genau dieser Ort ist ja das Hauptproblem. Die Beseitigung dieses „Ortes“ wäre die einzige Hilfe, die diesen Kindern etwas nützen würde. Man möchte schreien und fühlt sich gleichzeitig so machtlos.
Dann sind da jetzt auch noch die Kinder, die, gegen ihre Kinderrechte, in ein Land abgeschoben wurden, das sie überhaupt nicht kennen. Weil sie was getan haben? Weil sie gut integriert innerhalb unserer Gesellschaft gelebt haben, zur Schule gegangen sind, Freunde gehabt haben? Wofür gibt es denn überhaupt Kinderrechte, wenn Politiker*innen diese einfach nach Belieben missachten können? Was gaukeln wir den Kindern vor, wenn wir jeden November den Tag ihrer Rechte feiern?
Und dann gibt es auch noch jene Kinder, die nach wie vor in Österreich leben dürfen. Auf den ersten Blick sind sie den anderen zwei Gruppen gegenüber natürlich privilegiert. Doch selbst diese Kinder kämpfen momentan gegen psychische Probleme an. Depressionen steigen durch die Lockdown-Schulschließungen enorm an. Diese Kinder haben in ihrem Erfahrungsschatz noch nicht das Wissen, dass man durch Krisen hindurch tauchen kann. Was ja zugegebenermaßen selbst uns Erwachsenen schwer fällt.
Natürlich kann man die Kinder in Moria nicht mit jenen in Georgien vergleichen, weil letztere trotzdem ein Dach über dem Kopf haben. Die Kinder in Georgien kann man wiederum nicht mit den Kindern im Lockdown vergleichen, weil diese nicht nur ein Dach über dem Kopf haben, sondern auch in ihrem Heimatland leben dürfen.
Und trotzdem geht es all diesen Kindern auf ihre Art und Weise schlecht und das ohne ihr eigenes Verschulden. Wir (oder eher die Entscheidungsträger*innen) lassen eine Generation langsam ausbluten. Aber wie kann man all diesen Kindern wieder erklären, dass sie als Person wichtig sind und ihre Rechte haben, wenn wir sie ihnen in verschiedensten Variationen absprechen? Wie sollen aus diesen Kindern selbstbewusste, positiv in die Zukunft blickende Menschen werden?
Verlorene Kinder auf allen Ebenen und an den Schalthebeln Erwachsene, die wohl schon lange ihr Herz verloren haben…