Schwein statt Lamm

Vor vielen Jahren sah ich auf einer Demonstration ein Schild mit der Aufschrift ‚Wehret den Anfängen‘ und dachte mir damals, der Spruch sei doch ein bisschen übertrieben. Heute ist klar: War er nicht.

Genau. Es geht um das Arbeitsübereinkommen in Niederösterreich. Details sind zwar nur kleinteilige Abschnitte, zum Beispiel 3 Zeilen, erhellen aber oft das Hintergrundrauschen. Wirtshäuser sollen gefördert werden, sofern sie traditionelle und regionale Speisen anbieten. Mit anderen Worten: Pizza und Kebab können bleiben wo sie hergekommen sind.

Abgesehen davon, dass die Vielfalt Speisen attraktiv macht, handelt es sich hierbei um eines der grundlegendsten Überlebens/Bedürfnisse des Menschen überhaupt: Das Essen. Die Kommunikationspychologie weiß, wie effizient es ist, Menschen auf ihre Basisbedürfnisse anzusprechen. Das wirkt. Was durch den Magen geht, wird in den Körper aufgenommen und im wahrsten Sinn des Wortes verinnerlicht. Und so gelangt niederösterreichisches Nationalgefühl über den schweinsbratenfesten Magen direkt in den Kopf der Bürger.

Auf gendergerechte Sprache, auch ein Detail, soll nämlich im einzigen Bundesland mit einer Landeshaupt*frau verzichtet werden. Die Pflege der wohl traditionell gemeinten deutschen Sprache stehe im Vordergrund. Nur folgerichtig soll dann auch, wieder so ein Detail, den Pausengesprächen im Schulhof ‚Deutsch‘ verordnet werden, durch die Aufnahme in die ‚autonome‘ Hausordnung.

Als Draufgabe dann noch die Förderung des Individualverkehrs anstatt der öffentlichen Verkehrsmittel und die Forderung nach mehr Straßenbau. Das traditionelle Denken scheint hier bis in fossile Gefilde vorzudringen.

Angesichts solcher (und anderer) Details gilt für heute wohl: Über die Anfänge sind wir schon hinaus.

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