Covid und die Angst vor dem Fremden

Eines der Cluster, die für das Ansteigen der Covid-Erkrankungszahlen in Oberösterreich verantwortlich gemacht wurden,  war laut den Meldungen eine Freikirche. In den meisten Berichten, zumal des ORF,  wurde nur von Freikirche gesprochen, diese aber nicht näher bezeichnet.

Vielleicht hat es ja damit zu tun, dass in Freikirchen die Gläubigen inbrünstiger Singen als in den gewöhnlichen Messen der Altkirchen und somit mehr Aerosole produzieren. Jedenfalls hat die verstärkte Verbreitung eher mit der Art der Zusammenkunft als mit der Herkunft der Gläubigen zu tun, mag sein, dass neben dem heftigen Singen auch der familiäre Charakter zu mehr Nähe führt.

Trotzdem sah sich Innenminister Nehammer veranlasst, im Mittagsjournal von einer ‚rumänischen‘ Freikirche zu sprechen. Eine rumänische Freikirche lässt die Covid-Zahlen wieder ansteigen. Nur ein kleines Attribut mehr. Doch verknüpft dieses eine Wort die Covid-Ängste mit Ausländern, Migrant*innen und in Folge werden auch die Ängste mit diesen verknüpft. Nur eine zufällige Verwendung? Sicher nicht.

Die  Regierung Türkis hat das Geschäft mit der Angst gelernt und verwendet sie als wesentlichen Motor ihrer Regierungs-Performance. Mit dieser Verknüpfung, dass die Gefahr nicht von einer Freikirche, sondern von einer ‚rumänischen‘ Freikirche ausgeht, wird sozusagen ein Denkcluster mit weitreichenden  Assoziationsketten geöffnet: Die Bedrohung durch Migrant*innen, Ausländer, Flüchtlinge, den Balkan, schlicht die Bedrohung durch das Fremde. Fließendes Hinübergleiten aus der zumindest bei uns schwindenden Bedrohung durch Covid-19 in das Brackwasser vorcoronarer  türkiser Angstpolitik.

Stephan

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