Immer öfter höre ich im Freundeskreis, Corona legt sich wie ein Schleier über alles drüber. Wie ein Nebel, der aus kleinsten Tröpfchen besteht und auch als Aerosol bezeichnet werden kann. Am Anfang war man noch guten Mutes, wir halten die Maßnahmen ein, dann wird es vorbeigehen. Im Sommer schien alles ein wenig lockerer und hoffnungsreicher, im Herbst hat man zu spät oder falsch reagiert, um einen zweiten Lockdown zu vermeiden. Jetzt befinden wir uns im Dritten. Wer soll da nicht mürbe werden. So wie uns in Wien wochenlanger Hochnebel zermürben kann, geht es uns auch mit Corona.
Wie eine trübe Stimmung, eine Befindlichkeit, breitet sich der Coronanebel in uns aus und dämpft das Leben von innen her. So wie Nebel aus kleinsten Teilchen besteht, entsteht auch diese Eintrübung des Erlebens u.a. durch alltägliche Kleinigkeiten.
Hände schütteln. Wie lange haben wir das gemacht? Hundert Jahre, zweihundert, mehr? Jemand hat Handschlagqualität hat geheißen, dieser Person kann man vertrauen, sie hält, was sie verspricht. Handschlag heute heißt: Du gefährdest mich. Wie gesagt. Kleinigkeit.
Wangenkuss zum Abschied, jemand zufällig treffen und auf einen Kaffee gehen, jemand spontan umarmen, weil er oder sie gerade etwas gesagt hat, das mich sehr berührt. Andere Ebene: Die Maske. Nicht egal, ob ich die gesamte Mimik meines Gegenübers sehe oder nicht. Hat mit Nähe zu tun, mitfühlen können, weil ich lesen kann, wie er oder sie sich fühlt. Kein flüchtiges Lächeln im Vorbeigehen.
Neben vielen weiteren Kleinigkeiten gibt es auch Schwerwiegendes. Einem geliebten Menschen in der wichtigsten Stunde seines Lebens, dem Sterben, nicht die Hand halten zu dürfen, ist ein unglaublicher Eingriff in die Mitmenschlichkeit. Freund*innen nicht mehr treffen dürfen, nicht mehr die jugendliche Peergroup, die, wie wir wissen, für die Entwicklung so wichtig ist. Auch Schwerwiegendes gäbe es noch mehr.
So wie Nebel in kalter Luft, entsteht auch der Covid Nebel durch verordnete Kälte, treffen Sie niemand, sozialer Abstand, verniedlicht durch den Babyelefanten. Bald ein ganzes Jahr dauert dieser Zustand nun, und dass uns dabei nebelig zumute wird, verwundert wohl kaum. Nebel löst sich durch die warmen Strahlen der Sonne auf. Covid-Nebel durch wärmenden sozialen Kontakt. Wie auch immer es weiter geht, wir brauchen soziale Wärme.